Danke, guter Jesus, für deine Blutspende
Bad Wurzach – Bergprediger beim Heiligblutfest in Bad Wurzach war heuer Pater Johannes Schmid aus Rot an der Rot, wo er als Pfarrer einer großen Seelsorgeeinheit amtiert. Der Mittvierziger gehört zum Prämonstratenserkonvent in Roggenburg, von wo er zur Seelsorge nach Rot abgeordnet ist, den uralten Klosterort der Prämonstratenser.
Beim Pontifikalamt kündigte Gottesbergsuperior Konrad Werder den Bergprediger als „Pater mit Power“ an. Begründung: „Er ist heute sogar selbst mitgeritten. Was ihn nicht abhält, auch als Prediger beim Heiligblutfest mitzuwirken.“
Ja, Johannes Schmid ist fest verbunden mit dem Gottesberg in Bad Wurzach. Der verstorbene Superior Manfred Kienle war sein Großonkel. „So feierte ich schon als Kind die Pontifikalämter hier mit und hörte nachmittags öfter die Bergpredigt“, sagte Pater Johannes zu Beginn seiner Ansprache. Später habe er beim Musikverein seiner Heimatgemeinde Gutenzell mitgespielt und als Teil der Kapelle bei der Prozession in Bad Wurzach mitgemacht. „In den letzten 20 Jahre war ich fast jedes Jahr als Reiter dabei. Der Gottesberg bedeutet mir viel. Es ist eine große Ehre für mich, hier die Bergpredigt halten zu dürfen“, bekannte er.
Mit diesen Worten führte der Prediger in seine Ansprache ein, die mit vielerlei Assoziationen und Beispielen zum Kernsatz führte: „Danke, guter Jesus, für deine Blutspende für uns.“
Ausgehend von der Blutspendeaktion, die just am 14. Juli im Haus St. Norbert in seiner Pfarrei stattfand, sprach er über den kostbaren Lebenssaft, den das Rote Kreuz mit griffigen Werbeslogans bedenke. Sätze wie „Blut spenden rettet Leben“ und „Mein Blut für Dich“ seien allgemein bekannt.
Auch im gesprochenen Wort gehe es oft „blutig“ zu. Viele Begriffe rankten sich um den ganz besonderen Saft wie „bis aufs Blut verfeindet“, „mit Herzblut“, „Blutrache“, „blutsverwandt“, „Blutsbrüder“, „blaues Blut“, „Wiener Blut“, „heißes Blut“.
Mit diesen Begriffen leitete der Prediger über zum Blut Jesu. „Hier geht es nicht um rote oder weiße Blutkörperchen. Hier geht es um Blut im übertragenen Sinn: um Leidenschaft, um Liebe.“ Jesus sei „bis aufs Blut“ für die Menschen eingetreten, er habe sein Blut am Kreuz aus Liebe vergossen und sei so zum Lebensretter geworden.
Das Kreuz, an dem Menschen hingerichtet wurden, sei zum „Baum des Lebens“ geworden, sagte Pater Johannes mit Blick auf den Festgruß im Wallfahrtsblatt, in dem Pater Konrad und Pfarrer Stefan Maier ebenfalls auf diesen Begriff eingegangen waren.
Wie der Baum des Lebens befreiend wirkt, beschrieb Pater Johannes mit einer kleinen Geschichte.
Die Geschichte des Mannes, der seinen Schatten loswerden wollte, geht so:
Ein Mann wollte seinen Schatten loswerden. Aber was er auch anstellte, es gelang ihm nicht. Er wälzte sich auf dem Boden, er sprang ins Wasser, er versuchte, über den Schatten wegzuspringen. Alles vergeblich. Als er versuchte, nur noch so herumzulaufen, dass ihm die Sonne ins Gesicht schien und er somit keinen Schatten mehr vor und neben sich hatte, ärgerte er sich umso mehr, als ihn Leute darauf aufmerksam machten, dass er einen noch viel größeren Schatten hinter sich herzog. Schließlich versuchte er sogar, sein Schattenbild mit weißer Farbe zu übertünchen. Doch das Ergebnis war, dass der Schatten noch deutlicher zu sehen war. Erschöpft und verzweifelt ging er hinaus auf eine Wiese und setzte sich unter einen großen Baum. Da merkte er auf einmal, dass er seinen Schatten nicht mehr sah, dass sein Schatten weg war. Der große Baum breitete seine mächtigen Äste, die reich an Blättern, Blüten und Früchten waren, weit nach unten. Der Mann war überglücklich, unter dem großen Baum sitzen zu können und seinen eigenen Schatten losgeworden zu sein. Der Baum hatte den Schatten des Mannes weggenommen.
„Von diesem Baum, liebe Schwestern und Brüder, hören wir jedes Jahr am Karfreitag in der Passionsgeschichte. Es ist der Baum des Kreuzes, das Holz des Kreuzes. Jener Baum, an dem Jesus sein Blut vergossen hatte und die Liebe im Überfluss verströmt wurde.“ Mit Bezug auf die gleichnisartige Geschichte sagte Pater Johannes: „Christus hat durch seinen Tod am Holz des Kreuzes die Schatten unserer Sünden von uns genommen.“
„Ja, es darf Spaß machen, katholisch zu sein“
„Ist es nicht grandios, einen Gott zu haben, der sich bis aufs Blut für uns einsetzt!“, rief der Prediger aus. „Und deshalb können wir trotz allem, was ja auch in unserem Leben an Schwierigem, an Sorge und Not, an Schuld und Belastung da ist, an einem Tag wie heute froh und – ich möchte sagen – ausgelassen feiern! Dieses heutige Heilig-Blut-Fest mit seiner Überfülle an Farben, an Schmuck, an Gebeten und Gottesdienst, an Menschen, an Tieren, an Musik, an Freude, an Begegnung und Fröhlichkeit, dieses Fest ist doch letztlich Ausdruck dafür, dass wir als erlöste Menschen aufschnaufen dürfen. Dass nicht alles an uns hängt und hängen muss. Es ist ein Fest des Glaubens, der Liebe und der Zuversicht! Ja, es darf Spaß machen, katholisch zu sein, weil hinter unserer katholischen Kirche – bei allen Problemen, die es dort auch gibt – die große Zusage Gottes steht: Du, Mensch, ich habe Dich lieb! Ich habe Dich erlöst! Ich bin an Deiner Seite! Ich bin dir nahe!“
Kräftiger Beifall des zahlenmäßig nicht besonders starken Auditoriums.
Musikalisch mitgestaltet wurde der Wortgottesdienst von den Schlossbläsern des Salvatorkollegs.