Rieseninteresse an der neuen Kurhaus-Genossenschaft in Bad Wurzach
Bad Wurzach – Am Mittwochabend lud die neue Kurhaus Bad Wurzach eG zur großen Kick-Off-Party. Um 19.00 Uhr war der Saal im Kurhaus schon rappelvoll und summte vor Neugier. 450 Plätze seien bestuhlt worden, sagte Bernhard Schad, der Vorsitzende der jungen Genossenschaft, bei der Begrüßung, und immer noch würden Stühle herbeigeschafft.
Auftakt mit Schwung und Humor
Johannes Warth, Mitglied der German Speakers Hall of Fame, war Topact und Einheizer des Abends. Warth verstand es blendend, das Publikum für sich einzunehmen. Er habe eine ganz besondere Beziehung zu Bad Wurzach. Aufgewachsen in Waldsee in der Wurzacher Str. 14, mit Blick auf den Wurzacher Tor-Turm, fing für ihn als Knabe hinterm Tor, also Richtung Wurzach, die große Welt an. So erinnert er sich an die Disco in Bad Wurzach, wo immer die schönsten Mädchen beim Tanzen waren.
Eine Genossenschaft ist etwas ganz Besonderes, sagte Warth. Am Anfang stehe das „Ge“. Das sei Aufbruch, auf schwäbisch „do goht was“. Dann „nossen“ kommt von genießen, es wird genossen, da kann man etwas genießen. Zum Schluss das „schaft“; hier wird etwas geschafft, gemeinsam zuwegegebracht.
Die Menschen, vor allem der Schwabe, sind beharrend. Drei Sätze bestimmen laut Warth die Einstellung des Schwaben zu Neuem: Des goht it; des hommer scho immer so gmacht; was saget au d’Leit.
Mit vielen Anekdoten und einer Kurzeinführung ins Jonglieren brachte er dem Publikum die Vorteile einer Genossenschaft nahe.
„It schwätze, mache“ rief er in den Saal, „und das sind die Macher“
Mit einer wunderbaren „Geldvermehrung“ brachte Johnny Warth das Publikum zum Schluss seines Vortrages nochmals richtig zum Staunen. Das Bibelwort „Wer gibt, dem wird gegeben“ zitierend und mit einem Klingelbeutel unterwegs, suchte er jemanden aus dem Publikum, der ihm fünf Euro anvertraute. Schnell fand sich eine junge Dame bereit und warf einen Fünfer in den Klingelbeutel. Als sie ihn wieder herauszog, hatte er sich in einen Zehner verwandelt. „Und wer traut sich das jetzt mit einem Zwanzig-Euro-Schein?“ Das Echo war verhalten. „Das ist das logische Denken der Schwaben. Wie soll sich der Zwanziger verdoppeln, es gibt doch keinen Vierzig-Euro-Schein.“ Ein junger Mann von der Landjugend fand sich doch bereit. Und das Ergebnis: Er bekam sogar einen Fünfziger zurück. „Erst dachten die, du bist der Dumme und jetzt sind alle anderen hereingefallen.“ Riesenapplaus für den gelungenen Auftritt dieses Meisters des Wortes und der Zauberei.
Die Vision
Im Anschluss stellte Bernhard Schad das Anliegen der neuen Genossenschaft vor. Es geht um nichts weniger als die Wiederbelebung des Kurhauses in Bad Wurzach. Sieben Enthusiasten, die nicht einsehen wollen, dass das Kurhaus brachliegt, haben sich zusammengefunden, diskutiert und gehirnt: Herausgekommen ist ein komplettes Konzept für die Neubelebung eines Ecksteins des Bad Wurzacher Kurwesens. Bernhard Schad, Sascha Dargel, Christoph Gschwind, Dr. Stefan Fimpel, Manuel Pfender, Hermann „Haasi“ Haas und Christoph Gindele bilden die Führungscrew der Genossenschaft. Jeder ist ein ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet und in Bad Wurzach gut bekannt, verwurzelt und vernetzt. Mit einem durchdachten Konzept für Saal, Bistro, Restaurant und Außengastronomie decken sie die Möglichkeiten der Immobilie komplett ab.
Umbauten notwendig
Mit baulichen Veränderungen wollen sie die Bespielbarkeit des Lokalität verbessern. Zum einen durch einen Barbereich mit Lounge attraktiver und durch Abtrennungen im Restaurantbereich vielseitiger und auch für eine kleinere Crew handelbarer machen. Der Eingangsbereich ins Restaurant soll ebenfalls verlegt und somit der Zugang einfacher gestaltet werden. Die Gastronomie wird aufgeteilt in ein Bistro mit kleiner Bistro-Karte und längeren Öffnungszeiten sowie ein Restaurant mit wechselnder Speisekarte, in der frische, saisonale Produkte dominieren. Der Außenbereich wird als Biergarten gestaltet. Gelegentliche Blaskonzerte, in die auch die Veranstaltungsmuschel mit einbezogen werden kann, runden das Konzept ab. Der Saal soll für Vereine, Firmen und private Events zur Verfügung stehen; angedacht sind auch eigene Veranstaltungen der Genossenschaft wie Kinovorführungen, Kabarett, Musik- und Theaterevents.
Unterstützung durch die Stadt
Quasi offene Türen bei der Stadt haben die „Macher“ eingerannt und sie sagen ein großes Dankeschön an Bürgermeisterin Alexandra Scherer, Stadtkämmerer Stefan Kunz und vorab schon an den Gemeinderat, der in der nächsten Sitzung hoffentlich seinen Zustimmung zum „überaus fairen“ Pachtvertrag gibt.
Die Umbaukosten übernimmt die Genossenschaft. Warum? Die Stadt muss bei Baumaßnahmen ein gesetzlich vorgeschriebenes, umständliches Vergabeverfahren einhalten. Das verzögert die Baumaßnahmen erheblich. Außerdem will die Genossenschaft so viele Gewerke wie möglich an einheimische Handwerker vergebne. Nach dem Motto von Wurzachern für Wurzacher. Und das geht privatwirtschaftlich besser als über die Gemeinde.
Gute Planung ist der halbe Erfolg
Mit Christian Gindele ist im Board der Genossenschaft ein ausgewiesener Gastronomie-Experte vertreten Als Direktor der NH Hotel Group hat er die Abläufe in der Gastronomie aus dem Effeff parat. Zusammen mit Manuel Pfender, dem IT-Experten im Vorstandsteam, erstellt er einen Fünf-Jahres Plan, einen quartalsmäßigen Vorausblick und einen Monatsabschluss, so dass die Führung immer weiß, wie es mit den Zahlen aussieht.
So hat die Crew in Küche und Service den Rücken frei für ihre eigentliche Aufgabe: Den Gast zu hegen und zu pflegen.
Die Vorteile einer Genossenschaft
Das Risiko ist in der Genossenschaft auf viele Schultern verteilt. Und kein Genosse haftet mit mehr, als er Anteile gezeichnet hat. Wenn das Geschäft mal nicht so gut läuft, besteht keine Nachschusspflicht. Wenn es gut läuft, bekommt man für das eingesetzte Kapital in der Regel eine Dividende. Jeder Genosse hat das gleiche Mitspracherecht und entscheidet in der Mitgliederversammlung mit seiner Stimme über die Geschäftsplanung. Die Genossenschaft ist darüber hinaus die insolvenzsicherste Rechtsform in Deutschland
Die halbe Miete
„Ich bin dabei“, rief Moderator Johannes Warth nach der Präsentation dem Publikum zu. Er hatte sich seinen Anteil gesichert. Um 19.00 Uhr zu Beginn der „Party“ waren etwas mehr als 200 Anteile zu je 500 € gezeichnet. Am Donnerstagabend waren es schon 744 Anteile. Die halbe Miete. Wenn Sie mitmachen wollen, sputen Sie sich. Kontakte unter www.kurhaus-kulturschmiede.de